Episode 1-01 - Der Beginn neuer Reisen

Ein großer Tag für den Planeten Zeria und die Republik Zeria beginnt. Der Beginn eines neuen Zeitalters, in dem Zerianer weiter in den Weltraum aufbrechen, als sie es bisher getan haben, im Streben nach Wissen und Freundschaft mit anderen Zivilisationen.

Reiseantritt

Kapitän Keno

Kapitän Keno steht in Gedanken versunken auf der Terasse seines kleinen Hauses im Dorf Hemki-Wanai-Jam und schaut auf die Bäume und Sträucher, die an der Grenze seines Gartens wachsen. Heute wird er der erste Kapitän der Republik Zeria sein, der in einem Raumschiff mit Überlichtgeschwindigkeit in die unbekannten Weiten des Weltalls hinausfliegt. Die RRZ Joi Wede ist das modernste Schiff der Republik Zeria. Sie kann theoretisch mit bis zu hundertfacher Lichtgeschwindigkeit fliegen, besitzt die empflindlichsten Sensoren und die stärksten weltraumtauglichen Laserwaffen, die in der Republik Zeria hergestellt werden können. Darüber hinaus beherbergt das Schiff mehrere Wasserstoffbomben. Kenos Gedanken kreisen um das neue Schiff und den ersten Auftrag, den er damit ausführen soll. Er fragt sich, ob der Weltraum tatsächlich so feindselig ist, dass das Schiff Laserwaffen und Wasserstoffbomben geladen haben muss.

Es ist Zeit aufzubrechen. Keno verabschiedet sich von seiner Tochter, die in seiner Abwesenheit mit ihrer Freundin zusammen auf das Haus aufpasst, und geht zum Bahnhof, von wo aus ihn ein Zug zum Weltraumhafen bringt.

Ingenieur Klee

In der Nähe des Weltraumhafens verabschiedet sich Ingenieur Klee von ihrer Frau, die die Tränen nicht zurückhalten kann.

Klee: Mach dir keine Sorgen, Schatz! Ich komme zurück zu dir, auch wenn ich viele Lichtjahre entfernt stranden sollte. Versprochen!

Sie umarmt sie, gibt ihr einen Kuss, hebt ihre Reisetasche auf und dreht sich beim Gang durch die Wohnungstür noch einmal um und sagte mit einem Lächeln „Bis bald!“. Ihre Frau schaut ihr durch ein Fenster nach, wie sie über die Straße in Richtung Straßenbahnhaltestelle geht und kurz darauf in der Straßenbahn in Richtung Weltraumhafen verschwindet.

Programmieroffizier Tude-ok

Tude-ok verabschiedet sich von seinen Arbeitskollegen im Grundversorgungsbetrieb Agrarsoftware Kodowoi, mit denen er schon lange zusammen arbeitet. Er wird während seines Dienstes im Weltraum im Betrieb eine Lücke hinterlassen, da seine Programmierkenntnisse schon öfters die Effizienz und Sicherheit der Agrarsoftware gesteigert haben. Zudem ist er ein angesehenes Mitglied des Betriebskommitees, weil er ein offenes Ohr für Probleme hat und seine Lösungsvorschläge schon viele Verbesserungen für die Arbeiter gebracht haben. Auch er schätzt seine Kollegen sehr, haben sie ihm doch oft geholfen, wenn er mal bei einer Programmieraufgabe nicht weiterkam oder ihm Rückmeldungen gegeben, wenn er eine neue Idee hatte. Auch wenn er etwas traurig ist, dass er jetzt für ein Jahr von seinem Betrieb getrennt ist um auf der RRZ Joi Wede zu dienen, freut er sich gleichzeitig auch darauf, der Hauptprogrammierer auf dem modernsten Raumschiff der Republik Zeria zu sein und neue Programmieraufgaben meistern zu können.

Geheime Mission

In der Ankunftshalle des Weltraumhafens herrscht reges Treiben. Ein Teil der Masse strömt von gelandeten Raumschiffen in Richtung der Ausgänge, während sich ein anderer Teil zu den Terminals startender Raumschiffe begibt. Seitlich der Passagierströme befinden sich Geschäfte und Imbissbuden, sowie Stände verschiedener Organisationen, die Reisende für ihre Ideen und Ziele zu begeistern versuchen. Die Organisation „Gemeinsamer Frieden“ warnt mit Plakaten und Handzetteln vor einer geheimen Mission, die die RRZ Joi Wede auszuführen habe. Kapitän Keno ist ihnen ebenfalls bekannt, da die Mannschaftsliste der RRZ Joi Wede öffentlich über das zeriaweite Datennetzwerk einsehbar ist. Und so geschieht es, dass ein Mann namens Mont vom Stand der Organisation „Gemeinsamer Frieden“ auf Kapitän Keno zugeht und ihn zur Rede stellt, als dieser gerade durch die Ankunftshalle schreitet.

Mont: Kapitän Keno?

Keno: Ja?

Mont: Warum tust du das?

Keno: Was?

Mont: Der geheime Auftrag, der nicht veröffentlich ist. Du weist, wovon ich rede!

Keno: Nein, worum geht es?

Mont: Ok, wenn du den unwissenden spielen willst, verstehe ich das. Du darfst schließlich nichts sagen, weil es ja ein geheimer Auftrag ist. Aber wir von der Organisation Gemeinsamer Frieden haben die Fakten: Dein geheimer Auftrag besteht darin, nach einem Testflug die bisher geheim gehaltene Tarnvorrichtung der RRZ Joi Wede anzuschalten und dann mit Laserwaffen die Raketenstellungen der Staatenunion Zeria zu zerstören, sodass die Armee der Republik Zeria die Staatenunion unterwerfen kann. Warum machst du das? Da drüben sind schließlich auch Zerianer wie wir!

Keno: In der Tat, da drüben sind Zerianer wie wir! Auch wenn ihnen die Freiheiten verwehrt werden, die wir hier haben, so können wir nicht einfach militärisch eingreifen und damit jegliche Verbindungen zwischen uns und der Arbeiterklasse der Staatenunion zerstören. Krieg führt zur Spaltung der Arbeiterklasse, was wir verhindern müssen! Und genau aus diesem Grunde gibt es auch keinen Geheimauftrag. Die komplette Missionsbeschreibung der RRZ Joi Wede ist im Datennetz auf der Seite des Weltraumrates veröffentlicht. Bitte lies sie dir genau durch! Du wirst keinen Geheimauftrag zum Angriff auf die Staatenunion finden!

Mont: Ich habe den Geheimauftrag selbst gelesen. Hier, lies!

Mont reicht Keno ein Dokument, das das Siegel des Weltraumrates hat und wie eine Missionsbeschreibung aussieht. Kapitän Keno erkennt jedoch, dass an mehreren Stellen im Dokument Fachbegriffe auftreten, die in der Republik Zeria nicht gebräuchlich sind, dafür aber bei Raumfahrtfirmen der Staatenunion Zeria.

Keno (fragend): Woher kommt dieses Dokument?

Mont (triumphierend): Die Staatenunion Zeria hat ihre Quellen im Weltraumrat.

Keno: Die Staatenunion Zeria verwendet auch andere Fachbegriffe in der Raumfahrt. Dein Dokument ist voll davon! Kein Zerianer im Weltraumrat würde zum Beispiel vom „Todeskostenfaktor“ reden. Das ist eine ganz billige Fälschung aus der Staatenunion! Steckt da zufällig die Organisation „Sozialistische Partnerschaft“ dahinter?

Mont (verblüfft): Woher weist du das?

Keno: Weil diese Denkfabrik schon öfter versucht hat, Misstrauen und Zweifel innerhalb der Republik Zeria zu sähen, mit dem Ziel, die Arbeiterklasse vom Sozialismus abzubringen und durch Verblendung zur Restauration des Kapitalismus zu treiben, was wiederrum zur Restauration der Macht der Staatenunion führen würde. Denk bitte darüber nach, für wen du hier letztendlich Werbung machst! Ich muss weiter, machs gut!

Mont bleibt irritiert zurück und schaut Keno ratlos hinterher.

Kapitänslogbuch 24.07.63 n.D.

Ich übernehme das Kommando über die RRZ Joi Wede. Wir brechen in Kürze zu unserem ersten Auftrag mit diesem neuen Schiff auf. Eine unserer Kolonien hat vor wenigen Wochen einen Funkspruch Richtung Zeria gesendet, in dem davon berichtet wird, dass unbekannte Raumschiffe in der Nähe gesichtet worden sind. Da der Funkspruch nur mit niedriger Überlichtgeschwindigkeit gesendet werden konnte, hat die Übermittlung etwas gedauert.

Unser Ziel ist nun, Kontakt zur Kolonie herzustellen, um herauszufinden, was es mit den unbekannten Raumschiffen auf sich hat. Sofern es sich um außerirdische Raumschiffe handelt, haben wir den Auftrag, den ersten Kontakt mit diesen aufzunehmen.

Da unser Schiff momentan nur mit bis zu 30-facher Überlichtgeschwindigkeit fliegen kann, wird die Reise zur Kolonie ein paar Tage dauern. Dies gibt uns jedoch zusätzliche Zeit, um uns mit dem neuen Raumschiff vertraut zu machen und uns auf mehrere Eventualitäten, die der Auftrag mit sich bringt, vorzubereiten.

Die Reise beginnt

Kapitän Keno betritt zum ersten Mal die fertiggestellte Brücke der RRZ Joi Wede, die er bisher nur aus Traningsstunden in einer virtuellen Umgebung und im Zustand des Rohbaus kannte. Das Schiff ist startbereit. Bevor es die Reise in den Weltraum beginnt, hält der Vorsitzende des Weltraumrates der Republik Zeria eine kurze Rede, um den bedeutenden Start des ersten Raumschiffes mit Überlichtantrieb im regulären Dienst zu würdigen:

Genossen,

Heute startet unser erstes Raumschiff mit Überlichtantrieb in die Weiten des Weltalls. Die RRZ Joi Wede ist das am weitesten entwickelte Schiff der Republik Zeria. Es wird im Auftrag unserer Republik die Grenzen des uns bekannten Universums erweitern und entfernte Sternensysteme erforschen. Ich bin zuversichtlich, dass es einen bedeutenden Beitrag für die Forschung und den Fortschritt unserer Zivilisation leisten wird.

Ich wünsche euch, der Besatzung der RRZ Joi Wede, gutes Gelingen bei eurem ersten Auftrag in den Weiten des Weltalls!

Nach der Ansprache beginnt der Startvorgang vom Weltraumhafen. Die RRZ Joi Wede startet zuerst wie ein Flugzeug und bedient sich auf den ersten Kilometern über der Oberfläche des Düsenantriebs. Danach schaltet sie um auf den Unterlichtantrieb, mit dem sie die Fluchtgeschwindigkeit erreicht und schwenkt nach dem Verlassen der Atmosphäre in einen Orbit um Zeria ein.

Kapitän Keno: Kurs zur Kolonie Oof Kodomanent berechnen und den Start des Überlichtantriebs einleiten!

Navigator: Kurs liegt an.

Ingenieur Klee (aus der Maschinensektion): Überlichtantrieb startet.

Keno: Beschleunigen!

Navigator: Wir schwenken auf den Kurs ein.

Klee: Unterlichtantrieb beschleunigt auf 75% Lichtgeschwindigkeit.

Im Schiff ist ein Dröhnen von einer lauten Maschine zu hören, als der Unterlichtantrieb die RRZ Joi Wede auf mehr als 70% Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Das Raumschiff nähert sich schnell den nächstgelegenen Planetenbahnen des zerianischen Sonnensystems.

Klee: Überlichtantrieb hochgefahren. Antriebsübergabe beginnt. Wir sind bei 75% Lichtgeschwindigkeit.

Ab dem Moment, in dem der Überlichtgeschwindigkeit die Beschleunigung übernimmt, wird das Dröhnen leiser und verschwindet, nachdem der Unterlichtantrieb heruntergefahren ist. Die RRZ Joi Wede hat nun einfache Lichtgeschwindigkeit erreicht.

Klee: Wir sind auf Lichtgeschwindigkeit!

Navigator: Ausweichcomputer bereit für 30-fache Überlichtgeschwindigkeit!

Klee: Ich leite die Beschleunigung auf 30-fache Lichtgeschwindigkeit ein.

Taktischer Offizier Holmon: Wir haben unsere Empfänger auf die Kolonie gerichtet und sind in der Lage, die Frequenzverschiebungen durch den Flug mit Überlichtgeschwindigkeit auszugleichen.

Auf dem Bildschirm sieht man, wie die Sterne immer weiter zur Mitte des Bildschirms wandern und bläulicher erscheinen, je höher die Geschwindigkeit wird.

Klee: Wir haben 10-fache Lichtgeschwindigkeit erreicht. Alle Systeme stabil! Ab jetzt wird die Beschleunigung langsamer ausfallen.

Informatikoffizier Tude-Ok: Wir verlassen den Bereich des interstellaren Kommunikationsnetzwerkes. Ab jetzt sind nur noch direkte Funksprüche nach Zeria möglich.

Die RRZ Joi Wede hat mittlerweile interstellaren Raum erreicht. Sensoren melden rechtzeitig Hindernisse, sodass eine KI Ausweichmanöver durchführen kann, um Kollisionen zu vermeiden. Auch nach dem Erreichen von 30-facher Lichtgeschwindigkeit funktionieren alle Systeme problemlos.

Klee: Wir haben die Zielgeschwindigkeit erreicht!

Keno: Gute Arbeit! Wie verhält sich der automatische Pilot?

Navigator: Der arbeitet bis jetzt ohne Funktionsstörungen, aber ich bin in Bereitschaft und kann jederzeit das Steuer übernehmen.

Tude-ok: Ich kann ein Programm starten, das die Ausweich-KI überwacht und einen Alarmton gibt, falls die KI zu spät reagiert.

Wissenschaftsoffizier Janana: Die KI wurde sehr oft und sehr ausgiebig getestet und hat auf etlichen Raumfahrten Ausweichmanöver gelernt. Selbst auf unbemannten Testflügen mit 50-facher Überlichtgeschwindigkeit gab es keine Probleme.

Tude-ok: Stimmt. Aber bei Risikotechnologien wie künstlicher Intelligenz sollten wir wesentlich wachsamer sein und sehr genau hinschauen.

Navigator: Ich denke, das Überwachungsprogramm wird mir nützen.

Tude-ok startet das Überwachungsprogramm.

Tude-ok: Ok, das Programm läuft.

Janana wendet sich wieder den Bildschirmen ihrer Station zu, auf denen Sensordaten aus verschiedenen Spektren angezeigt werden. Nach dem planmäßigen Start gibt es keine besonderen Aufgaben mehr zu tun. Da die Raumüberwachung im Umkreis des zerianischen Sonnensystems und die bordeigenen Sensoren keine unerwarteten Vorkommnisse melden, kann die Haupt-Brückenbesatzung eine ruhige erste Schicht verbringen. Nach der Ablösung durch die zweite Schicht beginnt ihr Feierabend unterschiedlich:

Kapitän Keno begibt sich in seine Kabine. Wie bei jedem Start in den Weltraum befällt ihn ein leichtes Heimweh. Er betrachtet den Bildschirm, der die rückwärtige Sicht zeigt, in der die Sterne in der Mitte des Bildes wie in einem Tunnel und mit einem deutlichen Rotstich zu sehen sind.

Tude-ok unterhält sich mit dem Navigator und findet in diesem einen Spielkameraden für ein Computerspiel, das beide gerne spielen und so verbringen sie den Feierabend damit.

Ingenieur Klee studierte in ihrer Kabine Pläne und Datenblätter der Antriebskomponenten. Die Beschleunigung des Unterlichtantriebs empfindet sie als zu langsam, weshalb sie sich auf die Suche nach Verbesserungs- möglichkeiten macht.

Janana begibt sich in den Schiffsgarten und pflegt die kleinen Pflänzchen, die auf der vor kurzem ausgebrachten Erden zu keimen begonnen haben.

Einsatzbesprechung

Am nächsten Tag ruft Kapitän Keno zum Beginn der Schicht eine Einsatzbesprechung ein, an der neben der Haupt-Brückenbesatzung auch der leitende Schiffsarzt teilnimmt.

Keno: Hallo zusammen. Der Start zu unserem ersten Ziel lief ohne Probleme ab. Wir sollten nun unsere Strategie besprechen, mit der wir unseren Auftrag bearbeiten. Wissenschaftsoffizier Janana wird zuvor über die Entstehung der Kolonie und den ersten Funkspruch berichten.

Janana: Die Kolonie Oof Kodomanent wurde von Kolonisten gegründet, die aus dem ehemaligen Staat Kodomament stammten, der nun ein Teil unserer Republik ist. Nach mehreren Jahrzehnten in Statiskammern erreichte das Raumschiff der Kolonisten den Planeten des Zielsystems. In der lebensfeindlichen Atmosphäre wurde eine kleine Kuppel und ein größerer unterirdischer Bereich errichtet. Die Kommunikation erfolgte zuerst nicht mit Überlichtfunk, sodass es Jahre dauerte, bis eine Antwort auf eine Anfrage aus der Kolonie oder von Zeria empfangen wurde. Nach der Djoki-Revolte und der folgenden sozialistischen Umgestaltung der Wirtschaft, war diese Kolonie eine derjenigen, die dem Verbund der Kolonien der Republik Zeria beitrat. Erst danach wurde der Funkverkehr mit Überlicht- Funk aufgenommen. Die Nachricht über fremdartige Raumschiffe, die die Kolonie gesendet hat, wurde vom Weltraumrat mit einem Funkspruch beantwortet, in dem die Entsendung der RRZ Joi Wede zur Kolonie angekündigt wurde. Die Kolonie sollte also über unser Kommen bescheid wissen.

Keno: Danke, Janana. Wir sollten nun die Aufzeichnungen der Funksprüche der Kolonie, die in den letzten Stunden empfangen wurden, gemeinsam anhören.

Janana verbindet ihren mobilen Handcomputer mit dem Multimediasystem im Besprechungsraum und startet die Wiedergabe der Aufzeichungen.

Hier spricht Malte-ok, Repräsentant der Kolonie Oof Kodomanent.

Wir können nun definitiv bestätigen, dass die Raumschiffe, die sich unserer Kolonie nähern, von außerirdischer Bauart sind. Die Materialzusammensetzung entspricht nicht derer von Raumschiffen zerianischer Bauart. Ein kleines automatisches Erkundungsschiff wurde in Richtung der Raumschiffe ausgesandt. Wir sollten in Kürze detailliertere Daten liefern können.

Zweiter Funkspruch:

Hier spricht Malte-ok, Repräsentant der Kolonie Oof Kodomanent.

Unser Erkundungsschiff wurde von den Außerirdischen ohne Vorwarnung zerstört. Die Daten, die das Schiff gesammelt hat, hängen an dieser Nachricht an. Die Größe und Materialzusammensetzung der Raumschiffe lässt darauf schließen, dass die Außerirdischen eine ähnliche Luft-Sauertsoff-Mischung wie Zerianer atmen. Ich hoffe, dass unser Erkundungsschiff keine Provokation war und unsere Kommunikationsversuche von Erfolg gekrönt sein werden.

Dritter Funksspruch:

Hier spricht Malte-ok, Repräsentant der Kolonie Oof Kodomanent.

Mehrere Erkundungsschiffe der Außerirdischen haben den Planeten umkreist, sind in seine Atmosphäre eingedrungen und haben die Kuppel der Kolonie sehr intensiv mit ihren Sensoren untersucht. Als wir das bemerkten, haben wir spontan eine Versammlung in der Kuppel einberufen und unsere besten Absichten durch freundliches Winken und ähnliche Gesten, die aus unserer Sicht definitv als nicht-feindlich gelten, gezeigt. Eine Reaktion blieb aus. Ein paar der Außerirdischen stiegen aus ihren kleinen Erkundungsschiffen und liefen in Raumanzügen in der Nähe der Kuppel herum, begleitet von unseren erstaunten Gesichtern auf der anderen Seite der Kuppel. Manche von ihnen schauten in unsere Richtung, aber erwiderten keine der Gesten und zeigten selbst auch kein Verhalten, dass als freundliche Geste gedeutet werden könnte.

Vierter Funkspruch:

Malte-ok, von der Kolonie Oof Kodomanent.

Wir stehen unter schwerem Beschuss! Unsere Kuppel wurde zerstört! Die Hälfte unserer Kolonisten starb, als die Kuppel barst! Wir haben den unterirdischen Komplex so gut es geht gegen die Waffen der Außerirdischen abgesichert. Ihre Strahlenwaffen können die verstärkten Metallplatten der oberen Stockwerke nicht durchdringen, sodass wir eine gewisse Überlebenschance haben.

Fünfter Funkspruch:

Malte-ok, von der ehemaligen Kolonie Oof Kodomanent.

Wir haben vor kurzem den Funkspruch erhalten, dass ein Raumschiff mit einem neuen Überlichtantrieb innerhalb weniger Tage hier eintreffen wird. Leider werden dann nur noch unsere sterblichen Überreste vorgefunden werden können. Unsere letzte Verteidigungslinie besteht aus einem Teil des Bunkerkomplexes, den wir für planetare Katastrophen wie einen Meteoriteneinschlag angelegt haben. Normalerweise würden wir darin mehrere Jahre überleben können, aber da die Außerirdischen kurz davor sind, in den Komplex einzudringen und uns mit tödlichem Gas zu ermorden, wie sie es in anderen Teilen der Kolonie bereits getan haben, wird das hier wohl der letzte Funkspruch der Kolonie sein. Unsere persönlichen Abschiedsbotschaften und alle Daten, die wir währen unseres Kampfes gegen die Außerirdischen gesammelt haben, hängen an dieser Nachricht an. All das Wissen, dass diese Kolonie gesammelt hat, wurde mit einer Rakete in den Weltraum geschossen, in der Hoffnung, dass das eintreffende Raumschiff die Rakete findet und die Ergebnisse nach Zeria bringen kann.

Plötzlich ertönt ein Knall in der Aufzeichnung, gefolgt von Geschrei und Rufen, dass die Außerirdischen die Verteidigungslinie durchgebrochen haben. Die Schreie schlagen in ein Husten um, als das Giftgas seine Wirkung entfaltet. Man sieht Malte-ok sich langsam zurücklehnen und die Augen schließen, als er seine letzten Atemzüge nimmt. Der Funkspruch beginnt instabil zu werden, da der Sender nicht mehr genügend Energie hat. Zuerst bricht das digitale Signal zusammen. Anschließend wird das analoge Bildsignal zunehmend verrauschter, bevor es ganz zusammenbricht. Auf den letzten Sekunden kann man einen der Außerirdischen im Schutzanzug mit Waffe erkennen, wie er den Raum, in dem Malte-ok saß, durchsucht. Anschließend bricht das Signal komplett zusammen und man sieht und hört nur noch Rauschen. Janana schaltet die Wiedergabe der Aufzeichnung des Funkspruches ab.

Alle im Besprechungsraum sind einen Moment lang geschockt und es braucht einige Sekunden, bis die Einsatzbesprechung fortgeführt werden kann.

Keno: Wie sollen wir vorgehen?

Klee: Wir sollten all unsere Waffen bereitmachen und alle Möglichkeiten ausschöpfen, um den Außerirdischen Respekt vor uns beizubringen! Solch barbarischen Akte, wie wir sie gerade gesehen haben, dürfen nicht ungestraft bleiben!

Janana: Wir dürfen nicht aufgrund unserer aktuellen Gefühlslage handeln! Unsere Antwort an den Angriff der Außerirdischen sollte auf rationaler Grundlage beruhen. Unsere Geschichte…

Klee unterbrach sie.

Klee: Unsere Geschichte hat uns gelehrt, dass Unterdrückung und Barbarei mit vereinten Kräften beseitigt werden kann! Verjagen wir die außerirdischen Barbaren!

Janana: Und welche Kräfte sollen sich hier draußen im Weltraum vereinigen? Werden die Kräfte, die wir aufbringen können, ausreichend sein, um die Außerirdischen zu besiegen? Und selbst wenn wir die Außerirdischen besiegen können, welches Ziel wäre damit erreicht? Die Kolonie ist verloren und die Toten werden durch Tote auf Seiten der Außerirdischen nicht wieder lebendig. Wir sollten dafür sorgen, dass die Abschiedsbotschaften und das Wissensarchiv der Kolonie Zeria erreichen und danach mit unseren Möglichkeiten die Außerirdischen so gut es geht studieren, um sie besser zu verstehen. Es könnte eine rationale Erklärung für ihr Verhalten geben.

Klee atmet tief durch, was ihre Wut bremst.

Tude-ok: Wir sollten erstmal die Absichten der Außerirdischen in Erfahrung bringen. Ohne Kommunikationsmöglichkeit können wir nur darüber spekulieren, warum unsere Kolonie zerstört wurde. Vielleicht wurde eine Handlung der Kolonie von den Außerirdischen als feindlicher Akt angesehen.

Janana: Ich stimme Tude-ok zu.

Taktischer Offizier Holmon: Ich finde, wir sollten unsere Waffensystem, wie von Klee vorgeschlagen, einsatzbereit machen, aber defensive Strategien bevorzugen. Wir kennen die Stärke der Außerirdischen nicht und können daher nicht einschätzen, wie erfolgreich eine offensive Taktik wäre, zumal diese unsere Versuche der friedlichen Kontaktaufnahme natürlich untergraben würden.

Leitender Schiffsarzt Moli: Ich empfehle die Herstellung von Antigiftstoffen, damit wir im Falle eines Angriffes mit dem außerirdischen Giftstoff eventuell ein Mittel vorrätig hätten, das dagegen wirkt. Wenn die Kolonisten den Giftstoff analysieren konnten und diese Daten in der Rakete der Kolonie enthalten sind, können wir vielleicht ein neutralisierendes Gegenmittel entwickeln.

Keno: Ich schlage als Ergebnis unserer Besprechung folgende Schritte vor: Wir bergen direkt nach Ankunft im Sonnensystem die Rakete und bereiten eine Kopie der darin enthaltenen Daten, zusammen mit den Funksprüchen, zum Versand nach Zeria vor. Dann versuchen wir, die Kommunikation mit den Außerirdischen herzustellen. Über unsere Sensoren analysieren wir ihre Schiffsbewegungen und den Funkverkehr, um etwas über ihre Verhaltensweisen zu erfahren. Zudem bereiten wir uns auf einen defensiven Waffeneinsatz und die Verteidigung gegen Angriffe mit Giftgas vor. Sobald unsere Aktionen Ergebnisse geliefert haben, übertragen wir die Daten der Kolonie und unseren Lagebericht nach Zeria und warten auf eine Antwort von dort, bevor wir weitere Schritte unternehmen.

Alle erheben die Hand, sodass das Ergebnis der Einsatzbesprechung einstimmig angenommen wird.

Ankunft im Sonnensystem

Nach der Ankunft im Sonnensystem passiert die RRZ Joi Wede zuerst die Umlaufbahnen der äußeren Planeten. Ihre Sensoren tasten sorgfältig das Zielgebiet ab, um fremde Raumschiffe rechtzeitig entdecken zu können. Nach kurzer Zeit wird die Rakete mit dem Archiv der Kolonie treibend im All gefunden und geborgen. Der Datenspeicher wird ausgelesen, die enthaltenen Daten werden in den Computer des Raumschiffs kopiert und für den Versand nach Zeria vorbereitet.

Im Orbit des Planeten, auf dem die Kolonie lag, wird ein fremdes Raumschiff entdeckt, woraufhin die RRZ Joi Wede erste direkte Kommunikationsversuche unternimmt. In etwa 2000 kU Entfernung stoppt sie.

Keno: Gibt es Reaktionen auf unsere Annäherung?

Holmon: Das Schiff hat sich mit der Vorderseite uns zugewandt, sodass seine Waffen auf uns ausgerichtet sind. Auf unsere Kommunikationsversuche erfolgte bisher keine Reaktion.

Janana: Vielleicht senden sie in einem anderen Frequenzbereich als wir und haben keinen aktiven Empfänger in dem Frequenzbereich, in dem wir senden. Wir sollten zwei Frequenzbereiche versuchen, die deutlich höher und deutlich niedriger als unsere normalen Bereiche für interstellare Kommunikation liegen. Ich beginne mit dem niedrigeren Bereich und sende erneut die ersten zehn Primzahlen als Impulse.

Es dauerte eine Minute, bis eine Antwort empfangen wird.

Janana: Wir empfangen Impulse mit anderen Primzahlen und einer anderen Tonhöhe. Definitiv eine Antwort der Außerirdischen.

Tude-ok: Sollen wir mit einfacher Mathematik und Symbolen weitermachen?

Janana: Das erscheint sinnvoll. Es kann etwas dauern, bis…

Sie hält kurz inne.

Janana: Sie haben aufgehört zu senden.

Das fremde Raumschiff fliegt auf die RRZ Joi Wede zu.

Holmon: Raketenstart geortet! Sie greifen an!

Keno: Ausweichmanöver! Laser auf Raketen ausrichten und feuern!

Holmon: Die Raketen fliegen mit 1/4 Lichtgeschwindigkeit.

Navigator: Kein Problem für uns.

Holmon: Das Schiff nähert sicht mit 3/4 Lichtgeschwindigkeit.

Navigator: Ein Problem für uns… Wir beschleunigen noch!

Keno: Brücke an Maschinensektion. Wir müssen schneller beschleunigen, bevor uns die Außerirdischen in Waffenreichweite haben!

Klee: Wir können noch ein paar Reserven rausholen, müssen aber bestimmte Bereiche in der Nähe der Generatoren wegen Hitzeentwicklung räumen.

Keno: Einverstanden.

Zwar können die Raketen von der RRZ Joi Wede durch Laserbeschuss zerstört werden, bevor sie auf der Hülle einschlagen, jedoch kommt das fremde Raumschiff immer näher und seine Laser glühen im Bereitschaftsmodus, ausgerichtet auf die RRZ Joi Wede. Diese beschleunigt jetzt stärker und hat halbe Lichtgeschwindigkeit erreicht. Sie ist jedoch nicht schnell genug, um den außerirdischen Waffen zu entkommen.

Holmon: Laserpunkte auf der Hülle! Sie zielen auf unsere Antriebe!

Kurz nachdem die Laser ihr Ziel fokussiert haben, brennen sich starke Strahlen in die Außenhülle der RRZ Joi Wede.

Keno: Alle Energie in die Antriebe, wir müssen ihnen entkommen!

Klee: Wir sind bei 110% der normalen Leistung. Wenn wir die Antriebe weiter überlasten riskieren wir große Schäden!

Keno: Wir müssen jetzt weg!

Klee: Alles klar, ich gehe in den Bereich der maximal möglichen Leistung und leite zusätzlich noch ein Plasma aus den Fusionsreaktoren in die Düsen des Notantriebs.

Janana: Kann der Notantrieb sowas verarbeiten?

Klee: Ja! Keine Zeit für Erklärungen!

Die Antriebe der RRJ Joi Wede leuchten hell und auch aus dem Notantrieb kommt gleißend helles Licht, als das Plasma ausströmt und zusätzlichen Schub gibt, mit dem die RRZ Joi Wede letztendlich auf 0,8-fache Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Innerhalb dröhnen die Maschinen und in der Maschinensektion steigt die Temperatur schnell an. Als sie außerhalb der Laserreichweite des außerirdischen Raumschiffes ist, feuert dieses wieder Raketen ab, die allerdings mit einer höheren Geschwindigkeit als die ersten fliegen und zudem einen sehr irregulären Kurs in Richtung der RRZ Joi Wede einschlagen.

Holmon: Zwei Raketen verfolgen uns! Sie fliegen mit 0,9-facher Lichtgeschwindigkeit und werden uns bald einholen! Eine Erfassung mit den Lasern ist schwierig, da sie einen Zickzack-Kurs mit sehr schnellen Kursänderung fliegen. Unsere Laser kommen nicht hinterher und können die Flugbahn nicht schnell genug vorausberechnen!

Keno: Überlichtantrieb einschalten!

Klee: Aktivierung läuft bereits. Wir können in 20 Sekunden auf Überlichtgeschwindigkeit wechseln.

Holmon: Das wird knapp! In 21 Sekunden schlagen die Raketen ein!

Klee: Ich schalte den automatischen Start ein, sodass wir direkt auf Überlichtgeschwindigkeit wechseln, wenn der Antrieb soweit ist. Ich stelle die Geschwindigkeit auf doppelte Lichtgeschwindigkeit. Es gibt durch den Beschuss beschädigte Antriebssegmente, sodass wir nicht so viel Leistung auf den Antrieb geben sollten.

Keno: Alles klar!

Die Sekunden verstreichen und alle auf der Brücke starren auf den Bildschirm, der die rückwärtige Ansicht zeigt. Die beiden Raketen näheren sich immer mehr und stehen kurz davor, in verschiedenen Segmenten des Antriebs einzuschlagen, als die RRZ Joi Wede erst einen Sprung auf Lichtgeschwindigkeit vollführt und dann so schnell wie möglich auf doppelte Lichtgeschwindigkeit beschleunigt.

Keno: Hui, das war knapp! Gute Arbeit, Klee!

Moli: Ingenieur Klee ist bewusstlos! Ich bin mit einem Ärzteteam bereits vor Ort. Es gibt einige Patienten mit Verbrennungen und Symptomen von Hitzeschocks.

Keno: Ich komme gleich zur Maschinensektion. (an die Brückenbesatzung) Wie ist unser Status?

Holmon: Den Raketen scheint der Treibstoff ausgegangen zu sein. Sie fliegen zwar noch auf uns zu, werden uns aber ohne Kurskorrekturmanöver verfehlen. Das außerirdische Raumschiff verfolgt uns nicht, kann uns aber warscheinlich noch mit seinen Sensoren erfassen.

Janana: Wir könnten die Chance nutzen und mit unseren Kommunikationsversuchen weitermachen.

Tude-ok: Ich bin dafür! Wir wissen immer noch nicht, warum wir angegriffen werden.

Holmon: Ich bin dagegen! Es könnte einen neuen Angriff provozieren.

Keno: Würden wir rechtzeitig erkennen, wenn das Raumschiff auf uns zu fliegt und können wir dieses mal rechtzeitig auf Überlichtgeschwindigkeit wechseln?

Holmon: Wir habe das fremde Raumschiff klar und deutlich mit unseren Sensoren erfasst. Wenn sie jetzt kommen, sind wir rechtzeitig weg, auch ohne Überlastung des Unterlichtantriebs.

Keno: Gut! Dann fahren wir fort mit den Kommunikationsversuchen. Ich bin in der Maschinensektion.

Janana (zu Tude-ok): Beginnen wir wieder mit Primzahlen im unteren Frequenzbereich.

Keno geht durch Korridore zur Maschinensektion. Je näher er ihr kommt, desto wärmer werden Luft und Wände und desto mehr riecht es nach geschmolzenem Plastik. Als er im Maschinenraum ankommt, ist er bereits nass geschwitzt. Ein Ingenieur kommt auf Keno zu.

Ingenieur: Ingenieur Meniki. Ich leite den Maschinenraum in Klees Abwesenheit.

Keno: Wie ist der Status der Antriebe und wie stark sind die Beschädigungen durch den Angriff?

Meniki: Wir müssen den Unterlichtantrieb schonen, da einige seiner Teile überansprucht wurden und gewartet oder ausgetauscht werden müssen. Die Lasereinschüsse haben Segmente des Überlichtantriebs beschädigt. Wir machen gerade einen Selbsttest des Antriebssystems, um die beschädigten Segmente zu finden. Danach können wir die maximal mögliche Lichtgeschwindigkeit ermitteln. In manchen Sektionen wurde die Hitze so groß, dass Teile der Verkleidung der Korridore geschmolzen ist. Wir arbeiten bereits an der Herstellung von Ersatzteilen aus temperaturstabilerem Kunststoff. Die Düsen den Notfallantriebs sind schwer beschädigt durch das unkontrollierte Ausleiten des Plasmas. Sobald die Umgebung der Düsen heruntergekühlt ist, beginnen wir mit der Schadensanalyse.

Keno: Sehr gut! Ich werde nun nach Klee sehen.

Meniki (lächelnd): Ich schätze, sie wird wohlauf sein. Sie ist hart im nehmen.

Keno geht zur Krankenstation, auf der Klee mit einigen weiteren Patienten liegt. Sie ist wach, aber man sieht ihr an, dass sie erschöpft ist.

Moli: Kapitän Keno, ich habe gerade keine Zeit für dich, die Patienten brauchen meine volle Aufmerksamkeit!

Keno: Ich wollte zu Klee.

Moli: Gut, aber nur kurz, sie braucht Ruhe!

Keno geht zu Klee, die ihn mit schwacher Stimme fragt:

Klee: Sind wir entkommen?

Keno: Ja. Wir sind in Sicherheit, dank deiner brillianten Idee mit dem Notfallantrieb!

Klee: Funktioniert beim ersten Mal, aber nicht beim zweiten Mal.

Keno: Darüber und die anderen Schäden hat mich Meniki bereits unterrichtet.

Klee: Gut. Ich werde mich bald wieder selbst um die Reperaturen kümmern.

Moli: Erst wenn ich dich wieder für den Dienst freigegeben habe. Es ist wichtig, dass du dich nach dem Kollaps ausruhst!

Klee (stöhnt genervt): Also gut. Ich ruhe mich aus.

Moli: Kapitän Keno, bitte geh jetzt! Sie braucht Ruhe!

Keno: Alles klar.

Keno meldet sich auf der Brücke ab, sodass nun Janana die Leitung übernimmt. Er braucht nach dem Angriff der Außerirdischen in seiner Kabine einen ruhigen Moment, um zu meditieren. Anschließend verbringt er den Rest seiner Schicht damit, bei Reparaturarbeiten zu helfen. Zwischenzeitlich werden die Daten der Kolonie nach Zeria übertragen, zusammen mit dem Hinweis, dass weitere Funksprüche mit zusätzlichen Daten zu erwarten sind.

Dialog

Zum Beginn der nächsten Schicht erhält Keno von Janana die Nachricht, dass alle Daten der Kolonie erfolgreich nach Zeria versandt wurden und der Empfang von dort bestätigt wurde. Zudem sind die Kommunikationsversuche mit den Außerirdischen nun so weit geglückt, dass die IT-Abteilung eine Übersetzungs-KI programmieren konnte, die die Sprache der Außerirdischen nach Zerianisch und umgekehrt übersetzen kann. Keno betritt die Brücke.

Keno: Wie gut wird die Kommunikation funktionieren?

Tude-ok: Wir konnten uns auf die Aussendung von normalen Funksendungen mit einem analogen Audio- und Videosignal verständigen und haben die Frequenzen für die Signale für die jeweilige Sende- und Empfangsrichtung festgelegt. Das Bild wird nur in Schwarzweiß sein, da die Software für die Dekodierung des Farbsystems noch entwickelt wird.

Keno: Alles klar. Wie lange wird es dauern, bis wir eine Antwort erhalten?

Tude-ok: Das kann eine halbe Minute dauern.

Keno: Ok. Ist alles bereit?

Tude-ok: Ja.

Keno: Dann los!

Tude-ok: Ich starte die Verbindung.

Auf dem Bildschirm ist zuerst Rauschen zu sehen. Nach etwa einer halben Minute erscheint ein Bild, auf dem ein Wesen mit krötenähnlichem Gesicht sichtbar wird.

Außerirdischer: Hier Kommandant Wexy von den Wyk.

Keno: Ich bin Kapitän Keno vom Raumschiff RRZ Joi Wede der Republik Zeria.

(30 Sekunden vergehen)

Wexy: Warum seid ihr hier?

Keno: Wir haben von unserer Kolonie, die sich auf dem Planeten, den ihr umkreist, befand, erfahren, dass sich fremde Raumschiffe nähern. Deswegen wurden wir ausgesandt, um den Vorfall zu untersuchen.

(30 Sekunden vergehen)

Wexy: Nein! Warum wart ihr zuvor hier, auf dem Planeten?

Keno: Die Kolonie wurde gegründet, weil der Planet als unbewohnt galt und wir nicht wussten, dass es andere Zivilisationen in der Nähe gibt.

(30 Sekunden vergehen)

Wexy: Dieser Planet ist unser! Unser glorreicher Führer hat uns beauftragt, den Planeten zu kolonisieren. Wir brauchen Raum! Unser soll die Galaxie sein!

Keno: Weshalb wurden unsere Kolonisten umgebracht?

(30 Sekunden vergehen)

Wexy: Sie waren im Weg. Ihr seid nichts als Ungeziefer für uns! Unser Führer hat uns klar gemacht, dass wir die Spitze der Evolution sind. Die Meister der Galaxis! Niemand kann sich uns in den Weg stellen! Alle anderen Rassen sind minderwertig und werden uns gehorchen oder vernichtet werden! Es gibt keine Ausnahmen!

Keno: Euer Führer? Wer ist euer Führer?

(30 Sekunden vergehen)

Wexy: Chiwevauwar der Große. Er hat unser Volk aus der Armut gehoben, uns gezeigt, was wahre Größe ist, die Feinde auf unserem Planeten in die Knie gezwungen und unser Volk stark gemacht. Ihm gehorchen wir! Ihm dienen wir! Geheiligt sei Chiwevauwar, unser Führer! Eure Zukunft kann es nur unter seiner Führung geben! Preist euren neuen Führer!

Keno: Das werden wir nicht! Wir sind freie Arbeiter des Planeten Zeria! Wir bestimmen selbst über unser Schicksal, ohne dass uns ein Führer den Weg weist! Unser Arbeiterstaat braucht keine Führerfigur!

(30 Sekunden vergehen)

Wexy: Dann könnt ihr gleich verrecken!

Die Übertragung wird von den Wyk beendet und ihr Raumschiff fliegt auf die RRZ Joi Wede zu.

Holmon: Sie sind in einer Minute in Waffenreichtweite!

Keno: Schnell, weg hier!

Navigator: Unterlichtantrieb beschleunigt, Überlichtantrieb wird hochgefahren.

Tude-meniki: Wir beschleunigen so schnell wir können. Der Unterlichtantrieb kann nicht mehr liefern!

Holmon: Mit der Beschleunigung werden wir rechtzeitig entkommen.

Navigator: Sollen wir einen bestimmten Kurs einschlagen?

Keno: Zum Rand des Sonnensystems. Wir müssen einen neuen Lagebericht an den Weltraumrat senden und brauchen eine Antwort von dort.

Navigator: Kurs wird berechnet… fertig. In wenigen Sekunden erfolgt der Sprung auf Überlichtgeschwindigkeit.

Holmon: Lasererfassung!

Keno: Aus der Entfernung?

Die Laser des Wyk-Raumschiffes fokussieren wieder den Antrieb der RRZ Joi Wede und mehrere Laserstrahlen treffen die Hülle. Doch aufgrund der Entfernung kommt es nicht zu Verbrennungen, sondern nur zu Verfärbungen des Materials.

Holmon: Unsere Hülle wird warm durch ihre Laser, aber es entsteht kein Schaden.

Keno: Dann sind sie entweder sehr wütend oder sehr verzweifelt.

Navigator: Überlichtantrieb übernimmt.

Im nächsten Moment ist die RRZ Joi Wede mit Überlichtgeschwindigkeit auf dem Weg an den Rand des Sonnensystems.

Keno: Verfolgt uns das Wyk-Raumschiff?

Holmon: Nein. Sie haben vielleicht keinen Überlichtantrieb.

Janana: Die Wissenschaftsabteilung analysiert bereits zusammen mit taktischen Offizieren die Sensorendaten, die wir von dem Schiff haben. Bisher deutet nichts darauf hin, dass sie Überlichtantriebe haben.

Keno (grinsend): Soviel also zur Überlegenheit der „Meister der Galaxis“! (an Tude-ok) Überlicht-Funkspruch nach Zeria vorbereiten!

Tude-ok: Bereit.

Keno: Hier ist Kapitän Keno von der RRZ Joi Wede. Unsere erneuten Kontaktversuche mit dem außerirdisches Raumschiff haben zu einer direkten Kommunikation geführt. Dabei wurde eine eindeutig feindliche Haltung der Außerirdischen uns gegenüber erkennbar. Wir senden die Aufzeichnung der Kommunikation zusammen mit weiteren Analysen, sobald wir den Rand des Sonnensystems erreicht haben. Wir benötigen eine Entscheidung des Weltraumrates für unser weiteres Vorgehen. Keno Ende.

Tude-ok: Ich bereite den Versand der Daten vor und sende eine Datenankündigung nach Zeria sobald wir unsere Zielposition erreicht haben.

Keno: Gut.

Nachdem die RRZ Joi Wede den Rand des Sonnensystems erreicht hat, findet ein Schichtwechsel statt. Die Hauptbesatzung hat Feierabend.

Klee wird nach einem Tag unter Beobachtung vom medizinischen Offizier Moli entlassen, aber darauf hingewiesen, dass sie sich noch schonen muss. In ihrer Kabine legt sie sich direkt ins Bett, schaut sich aber vorher noch mit ihrem Computer den Fortschritt der Reparaturen an, der über das schiffsweite Datennetzwerk bekanntgegeben wird.

Tude-ok startet als letzte Tätigkeit vor dem Feierabend den Datentransfer, nachdem von Zeria die Datenankündigung bestätigt wurde. Nach seine Ablösung entspannt er sich mit Spielen am Computer.

Janana macht ihr tägliches Sportprogramm, bevor sie sich nachdenklich ins Bett legt.

Kapitän Keno setzt sich in seiner Kabine mit einer Pfeife in einen Schaukelstuhl und denkt bei den Klängen klassischer Musik nach.

Moli entlässt den letzten Patienten, bevor es abgelöst wird durch einen anderen Arzt. Es begibt sich in sein Quartier und entspannt nach dem arbeitsreichen Tag mit Gitarrenspiel.

Eine Antwort

Am nächsten Tag findet zuerst eine Einsatzbesprechung der Brückenbesatzung statt. Die Ereignisse des gestrigen Tages sollen nun besprochen werden.

Keno: Hallo. Ich habe von der Nachtschicht erfahren, dass der Datentransfer nach Zeria erfolgreich abgeschlossen und der Empfang bestätigt wurde. Wir wurden angewiesen, die Position zu halten, bis neue Befehle vom Weltraumrat eintreffen. Feindbewegungen wurden nicht festgestellt.

Er macht eine kurze Pause.

Keno: Wir sind in einer ganz neuen Situation. Unser erster Kontakt mit Außerirdischen lief nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Zudem hat der gestrige Tag gezeigt, dass unser Schiff noch nicht darauf vorbereitet ist, solch agressiven Außerirdischen gegenüber zu stehen. Was sollen wir unternehmen, um das Schiff zu verbessern?

Klee: Wir sollten Verbesserungen an unseren Antrieben vornehmen. Die Zeit, die der Unterlichtantrieb in kritischen Situationen benötigt, ist viel zu lange. Meniki hat bereits mit den anderen Ingenieuren begonnen, nach Möglichkeiten zu suchen, wie man die Beschleunigungszeit minimieren kann ohne das halbe Schiff zum Kochen zu bringen.

Janana: Dies sollten nicht nur die Ingenieure allein bewerkstelligen müssen. Die Wissenschaftsabteilung kann gerne helfen.

Tude-ok: Ebenso die IT-Abteilung. Vielleicht lässt sich die Steuersoftware der Maschinen optimieren oder es lassen sich mit Algorithmen bessere Lösungen für bestimmte Hitzeprobleme finden.

Klee: Einverstanden.

Holmon: Die KI der Zielerfassung könnte auch verbessert werden, damit auch Raketen mit schnellen Kursänderungen sicher erfasst werden können.

Tude-ok: Gut. Unsere Abteilung wird in zwei Gruppen aufgeteilt und bearbeitet dann beide Bereiche.

Moli: Wir sollten vor der nächsten Konfrontation sicherstellen, dass diejenigen, die in den Bereichen mit großer Hitzeentwicklung arbeiten, genügend Wasser haben. Ich schlage daher die Verteilung von Trinkhelmen vor.

Klee: Trinkhelme? Die, die auf manchen Feiern am Strand genutzt werden?

Moli: Genau. Mit denen hat man in kritischen Situationen beide Hände frei und muss nicht erst vom Arbeitsplatz weg um Wasser zu holen.

(Anruf von der Brücke): Kapitän Keno, wir haben eine Antwort vom Weltraumrat erhalten.

Keno: Bitte durchstellen.

Auf dem Bildschirm erscheint das Gesicht des Vorsitzenden des Weltraumrates der Republik Zeria. Er hat folgende Nachricht:

Genossen,

Wir haben nach der Durchsicht der übermittelten Daten eine Sondersitzung des Weltraumrates einberufen und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Wyk uns eindeutig feindselig gegenüberstehen. Deswegen genehmigen wir den Gebrauch von Waffen gegen Wyk-Raumschiffe, wenn keine andere Möglichkeit besteht, eine konkrete Bedrohung durch die Wyk abzuwehren. Zusätzlich möchten wir, dass ihr den Wyk unmissverständlich klarmacht, dass wir in der Lage sind, uns zu verteidigen. Der Abschuss einer Rakete mit Wasserstoff-Sprengsatz ist genehmigt, unter der Voraussetzung, dass dieser nur in der Nähe eines Wyk-Raumschiffes gezündet wird und ausgeschlossen ist, dass es dabei Schaden nimmt. Trotz ihrer Feindseligkeit wollen wir ihnen zu erkennen geben, dass wir nicht mit zerstörerischen Absichten handeln und weit mehr Interesse an Frieden als an Krieg haben.

Weltraumrat der Republik Zeria Ende.

Ein kurzer Moment der Stille legt sich über den Besprechungsraum.

Keno (nachdenklich): Wasserstoff… Ich habe nicht gedacht, dass wir so eine Bombe jemals zünden würden…

Janana: In der Tat ist das eine außergewöhnliche Maßnahme.

Klee: Den Wyk wird ja kein Haar gekrümmt, falls die überhaupt Haare haben.

Moli: Es muss sichergestellt werden, dass die Bombe aus sicherer Entfernung gezündet wird, damit die Besatzung keine Strahlenschäden erleidet.

Holmon: Die Raketen haben genügend Treibstoff, um die Bombe weit genug zu transportieren.

Moli: Wir sollten dennoch alle Bereiche mit direktem Sichtkontakt auf die Explosionsstelle und alle Sektionen, die der Explosion zugewandt sind, räumen.

Keno: Einverstanden.

Nach der Einsatzbesprechung werden verschiedene Verbesserungen vorgenommen. Die Umprogrammierung der Zielerfassungssysteme zur Verringerung der Reaktionszeit wird abgeschlossen und erfolgreich getestet. Dann begibt sich die RRZ Joi Wede nochmal zum Planeten, auf dem bis vor kurzem die Kolonie Oof Kodomanent war. Das Wyk-Raumschiff hat wieder seine Position im Orbit eingenommen. In einer ausreichenden Entfernung, um rechtzeitig vor den Wyk zu entkommen, hält die RRZ Joi Wede an.

Keno: Nachricht an das Wyk-Schiff vorbereiten!

Tude-ok: Bereit

Keno: Hier ist Kapitän Keno von der RRZ Joi Wede. Wir sind hier um ein Zeichen zu setzen. Ein Zeichen dafür, dass wir uns zu wehren wissen! Wir warnen euch, kommt nicht näher! Es ist zu eurer eigenen Sicherheit! Keno Ende.

Tude-ok: Nachricht wird versendet.

Holmon: Das Wyk-Raumschiff bewegt sich auf uns zu. Sie werden uns in zwei Minuten erreichen!

Keno: Ist die Rakete mit der Wasserstoffbombe bereit?

Holmon: Bereit!

Keno: Rundruf an alle! Wir schießen die Wasserstoffbombe ab. Die gefährdeten Sektionen müssen jetzt geräumt werden!

Es vergeht eine Minute, bis die Räumung aller betroffenen Sektionen bestätigt wurde.

Keno (zu Holmon): Feuer!

Die Rakete fliegt mit hoher Geschwindigkeit von der RRZ Joi Wede weg, hin zu einem leeren Raumvolumen, das zwischen ihr und dem Wyk-Raumschiff liegt.

Holmon: Die Wyk sind 20 Sekunden in Waffenreichweite. Unsere Bombe zündet in 5… 4… 3… 2… 1…

Der Sichtschirm wird weiß, als die Bombe zündet. Es dauerte einige Sekunden bis auf dem Bildschirm wieder Sterne zu sehen sind.

Janana: Strahlungswerte sind leicht erhöht! Elektromagnetischer Puls registriert! Wir waren weit genug weg und gut genug abgeschirmt, sodass unsere Elektronik intakt blieb.

Holmon: Das Wyk-Schiff wird langsamer.

Keno: Wurde ihr Schiff beschädigt?

Holmon: Dafür war es war zu weit von der Explosion.

Er macht eine kurze Pause.

Holmon: Das Wyk-Schiff hat angehalten.

Keno: Gut! Mal sehen, was sie jetzt machen.

Es vergehen einige Minuten auf der Brücke, in denen das Wyk-Schiff regungslos verharrt und alle auf der Brücke still und gespannt auf den Sichtschirm oder Sensoranzeigen schauen. Dann durchbricht eine Statusmeldung die angespannte Ruhe:

Holmon: Das Wyk-Schiff dreht ab. Sie ziehen sich zurück!

Keno (erleichtert): Gut… Unser Auftrag hier ist erledigt. Navigator, setze einen Kurs zurück nach Zeria!

Navigator: Kurs ist eingegeben.

Keno: Gut. Auf nach Hause!

Auf dem Heimweg

Nach dem Verlassen des Sonnensystems erhöht die RRZ Joi Wede ihre Reisegeschwindigkeit auf zehnfache Überlichtgeschwindigkeit. Im Inneren des Raumschiffes werden Reparaturen in der Maschinensektion durchgeführt. Das Gesprächsthema Nummer eins der Besatzung sind die Wyk und ihre Feindseligkeit. Viele haben sich den Dialog zwischen dem Wyk- Kommandanten und Kapitän Keno angesehen und die Analysen, die der Weltraumrat und die verschiedenen Abteilungen auf dem Schiff erstellt haben, durchgelesen. In einigen Diskussionsrunden werden verschiedene Aspekte des Vorfalls diskutiert. An einer dieser Runden, die an einem Abend in der Kantine stattfindet, nimmt Kapitän Keno teil. Besatzungsmitglieder diskutieren über das Wesen der Wyk und über das Für und Wider bestimmter Maßnahmen, die zu ergreifen seien.

Besatzungsmitglied 1: Nach den Analysen, die uns vorliegen, scheinen die Wyk eine Spezies mit einem faschistischen Gesellschaftssystem zu sein. Wenn wir auf unserem Planeten den Faschismus erfolgreich besiegt haben, sollten wir dann diesen Kampf nicht genauso unerbittert im Weltraum führen? Zudem haben sie ja zuerst angegriffen, indem sie unsere Kolonie zerstört haben.

Besatzungsmitglied 2: Wir haben zu wenig Informationen, um einen Krieg führen zu können. Bisher kennen wir nur ein Raumschiff der Wyk. Aber sie können noch mehr und größere Raumschiffe haben, gegen die wir nichts ausrichten können. Es ist wichtig, die Situation erst gründlich zu analysieren, bevor man eine Strategie ausarbeiten kann.

Kapitän Keno: In der Tat brauchen wir mehr Informationen. Aber nicht um Krieg zu führen, sondern um die Wyk besser zu verstehen. Anders als Zerianer, deren allgemeine Wesenszüge uns gut verständlich sind, handelt es sich bei den Wyk um eine andere Spezies. Wir wissen nicht, ob das Verhalten, das sie uns gegenüber gezeigt haben, normal ist oder ob ihr faschistisches Gesellschaftssystem daran Schuld trägt. Wir sollten deshalb nicht die selben Maßstäbe ansetzten wie bei Zerianern. Klar, Zerianer, die so handeln würden, wie die Wyk es getan haben, würden sofort angeklagt und mit hoher Warscheinlichkeit zu langen Haftstrafen verurteilt werden. Aber die Wyk sind keine Zerianer.

Besatzungsmitglied 3: Wo wird dann die Grenze gezogen? Ab wann werden wir den Kampf gegen die Wyk aufnehmen? Bei der Zerstörung der zweiten Kolonie? Bei einem Angriff auf Zeria? Wenn sie Zeria übernommen haben?

Keno: Wenn die Wyk eine weitere Kolonie angreifen, werden wir entschieden dagegen vorgehen. Wie genau, das wird gerade in der ganzen Republik diskutiert, ebenso wie hier auf dem Schiff. Wir müssen abwarten, welche Ergebnisse sich aus dem Diskussionsprozess herauskristallisieren.

Die Diskussion setzt sich eine Zeit lang fort, kommt aber zu keinem Ergebnis. Später sitzt Keno allein im Besprechungsraum und denkt nach. Es ist keine Besprechung angesetzt, aber nach der zum Teil hitzigen Diskussion braucht er auf dem Weg zu seiner Kabine einen Aufenthalt in einem ruhigen Ort, um innezuhalten. Plötzlich kommt jedoch Janana herein.

Janana: Kapitän Keno, ich schlage eine geringfügige Kursänderung vor, um einen interessanten Kometen zu untersuchen, den wir auf dem Hinflug passiert haben. Der Umweg wird inklusive Untersuchungen einen Tag beanspruchen. Die Besatzung hat in einer Abstimmung bereits grünes Licht dafür gegeben.

Keno: Einverstanden.

Janana: Super, danke!

Sie dreht sich um und geht in Richtung Tür, als sie stehenbleibt und sich nochmal zu Keno umdreht.

Janana: Was machen wir jetzt mit den faschistischen Wyk?

Keno: Hoffentlich nichts furchtbares! Das Ergebnis der Diskussion ist noch komplett offen. Eins ist klar: Die Wyk wissen zu provozieren, das haben die Diskussionsrunden auf dem Schiff klar gezeigt.

Janana: Es ist eine der Taktiken von Faschisten, den politischen Gegner zu provozieren, sodass dieser zuerst angreift. Anschließend können sich die Faschisten damit rausreden, sie hätten sich nur verteidigt.

Keno: Guter Einwand! Ich bin auch gegen einen Krieg mit den Wyk. Stattdessen sollten wir uns bemühen, ihre Kultur und ihre Spezies kennenzulernen. Wir wissen so wenig! Es könnte Anhaltspunkte geben, mit denen die Wyk dazu gebracht werden können, den Faschismus zu überwinden und eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen, so wie wir es auch geschafft haben.

Janana: Unsere Geschichte hat gezeigt, dass Faschismus immer zu enormen Widerstand in der Arbeiterklasse geführt hat. Wenn die Wyk den Zerianern ähnlich sind, müssen sich auch bei ihnen bereits etliche im Widerstand befinden. Vielleicht ist ihr faschistisches System kurz vor dem Kollaps und reagiert mit solch einer Gewalt gegenüber anderen Spezies, um von den inneren Problemen abzulenken.

Sie hält kurz inne.

Janana: Doch stellt sich natürlich auch die Frage, wie sich der Faschismus bei den Wyk überhaupt etablieren konnte und sich immer noch halten kann.

Keno: Das ist eine sehr gute Frage!